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LAUER / WESCHENFELDER

New Promo-Shizzle online. Have fun watching our new Videos! Excerpt #2301, Excerpt #2302 & Excerpt #2303

Lucaciu / Berger / Weschenfelder

Live @ Blendwerk, Halle (10.03.2023)

Zwitschermaschine - Looping

New Album out now.

"LOOPING", the 2nd Album of my ensemble Zwitschermaschine (Twittering Machine) is out now and available for sale in digital and CD formats. Give it a listen and have fun, if you like to!

Thank you Paul Berberich, Vincent Bababoutilabo, Adrian Kleinlosen, Johannes Lauer, Florian Lauer, Joachim Wespel, Andris Meinig, Florian Kästner und Jan-Einar Groh for your commitment and creative energy! Also, thank you Alfred Vogel and Boomslang Records for your support and for putting the hole thing out into the world. ❤️

"The permanent search for meaning in this music between the unfulfilled longing for perfection and the unconditional readiness for pragmatic creative destruction is reminiscent of an imaginary dialogue between Faust and Mephisto, in which one always remains on the path, but intentionally never reaches the goal, because the goal would be the end and would not allow any expansion. Weschenfelder and Co. permanently blow up their own frame, but at the same time always shift the horizon, which thus always remains equidistant. With the originality of his compositions and their realization, he also wants to reach those layers of listeners who are interested in nothing less than avantgarde or experimental music. Jokingly, Weschenfelder speaks of “Sophisticated Elevator Music” and thus hits the nail on the head.
Euphony and noise, calm and chaos, calculation and impulse, recourse and departure. Maybe jazz. "Looping" is the rigorous cross sum of everything that the music of this album is, and all that it could be beyond that, but for good reason is not. Music that presupposes absolutely nothing when you listen to it, but stands in the way of no presupposition. Omniversal sound art in its most consistent expression.“
(Wolf Kampmann)

die hobeln – thermisch abtragen

New video online. „die hobeln“ (the planes) with Noah Punkt on double bass, Florian Lauer on drums and Gustav Geißler & me on alto saxophones. Excerpt from a small studio session in October 2022. Video by Noah Punkt. Have fun watching this crazy vid!

New compositions for »the big sleep«

Two excerpts from our first concert:

New Bandcamp Release out today!

Coudoux I Gerigk I Weschenfelder I Roth

- noble pillage -

This album documents a recording session during the corona pandemic in 2020. Thanks to the association "LeipJAZZig e.V.", the gathering, that was planned as a concert could be transformed into a recording session at "Kulturnhalle Leipzig". Thanks also to Elisabeth Coudoux, Jonas Gerigk and Steffen Roth for their musicianship and creativity. It was really fun playing with you! Special thanks to my dear friend Henriette Steinborn for the cover artwork.


Check it out on Bandcamp, if you like!

Hello, GLOTZE II


*out now on Boomslang Rec!!!

GLOTZE - "GLOTZE II"


Wumm! Keine Höflichkeiten. Das ist definitiv nicht der Soundtrack für die Vitrine bürgerlicher Wohlgefälligkeit in Jazzgestalt. Die Leipziger Band Glotze kommt sofort zur Sache: schrill, laut, drastisch, penetrant, aufmüpfig und provokant – all das im besten Sinne kreativer Unanständigkeit.


Altsaxofonist Mark Weschenfelder, Geigerin Pei Ann Yeoh, Bassgitarrist Philipp Martin und Drummer Philipp Scholz feiern unter den Rahmenbedingungen der Gegenwart die Wiederbelebung einer ausgestorben geglaubten Musikart. Mit ihrem Jazz Concréte entern sie selbstbewusst das Territorium zwischen europäischem Free Jazz der 1970er Jahre, dem New Yorker No Wave um 1980 à la DNA oder James Chance und den so genannten „Anderen Bands“ der ausgehenden DDR vor 1990 wie Tom Terror und das Beil oder Der Expanter des Fortschritts. Das Energielevel ist vom ersten bis zum letzten Moment am Anschlag, (zweifellos vorhandene) Virtuosität wird zur Nebensache. Unumwunden wird rausgelassen, was raus muss.


Man mag es angesichts dieser in Musik gegossenen Anarchie kaum glauben, aber Philipp Martin und Mark Weschenfelder sehen sich in erster Linie als Komponisten mit einer starken Affinität zur klassischen Moderne. Diese Vorliebe für Prinzipien wie Zwölftonmusik und Aleatorik kollidiert jedoch mit einer unüberhörbaren Tendenz zu Punk und aggressiven Idiomen des Free Jazz. In ihren Songs stellen sie sich einen Parcours auf, der sie einerseits zu formaler Strenge zwingt, im selben Moment aber den Ausbruchswillen manifestiert, jeden formalen Rahmen spektakulär zu sprengen. Das Spannungsfeld zwischen Disziplin und Dekonstruktion ist der Grundgestus, der die Band antreibt. Martin spricht von Konzeptimprovisation – ein Widerspruch in sich, doch die Musik von Glotze steckt eben voller Paradoxa, die auf konventionellen Wegen aufzulösen gar nicht erst versucht wird. Letztlich geht es beim Spielen wie beim Hören dieser Musik darum, sich im permanenten Niemandsland dennoch immer wiederzufinden.


Bei allem Konzept, das den Destrukten von Glotze zugrunde liegen mag, weiß die Band alles Ausgedachte in ihren kollektiven Revolten geschickt zu verbergen. „Es geht nicht darum, eine strukturelle Beschaffenheit von Stücken nachzustellen oder auf Sauberkeit in der Umsetzung zu achten, sondern uns interessiert allein Körperlichkeit“, postuliert Philipp Martin. „Das vorgegebene Material zwingt uns, auf eine bestimmte physische Weise mit-, vor allem aber auch gegeneinander zu agieren. In der Gleichzeitigkeit von Strukturen, die nicht übereinander passen, ist unsere Musik äußerst heterophon. Diese rhythmische und tonale Disbalance auszuhalten, ist für uns die größte Herausforderung.“


Womit wir zum entscheidenden Punkt kommen. Glotze spielen durchaus mit- und reagieren aufeinander, und doch geht es nicht darum, gemeinsame Schnittflächen zu betonen. Stattdessen arbeiten sie die Bruchkanten ihrer Gegensätze heraus, mögen diese auch noch so schmerzhaft sein. Ununterbrochen stellt sich die Frage, wie weit die vier Beteiligten in diesem Selbstversuch gehen können, ohne dass ihre durchaus archaische Klangarchitektur auseinander bricht. Jeder Augenblick ist emotional und energetisch hoch aufgeladen und gewinnt dadurch eine schier unvergleichliche Zeitrelevanz, sodass man beim Hören am liebsten mitschreien möchte.


Diese Explosionsartigkeit des Augenblicks ergab sich zum größten Teil aus First Take-Aufnahmen. Augenmerk wurde auch auf die Post Production gelegt, aber auch das ist nicht auf Anhieb hörbar, denn die Wucht des Ausgangsmaterials wurde beibehalten. Dabei wurden Räume vertieft, Effekte subtil gedoppelt, Klangschattierungen gesättigt und das Moment der inneren Rebellion um die Ebene der äußeren Selbstbeobachtung erweitert.


Um dieses Wechselspiel von Akzeptanz und Aufschrei im Gesamtrahmen nicht aus der Balance kippen zu lassen – was in Einzelsituationen durchaus passieren kann und soll – ist das Zusammenwirken ganz unterschiedlicher Charaktere notwendig. Der Stereotyp „Charakter“ ist in diesem Sinne jedoch nicht als unveränderliche Größe zu verstehen, sondern als Reihe von Wechselwirkungen innerhalb jeder einzelnen Persönlichkeit in der Band, die je nach Notwendigkeit höchst konträre Positionen einnehmen kann. Der Ruhepol eines Augenblicks kann im nächsten Moment schon das komplette System sprengen. Niemand lässt sich auf seine Vorlieben reduzieren, sondern nähert sich aus stets wechselnden Einfallwinkeln dem Gesamtkontext an. So konterkariert jedes Bandmitglied die Haltungen der jeweils drei anderen, auf dass sich die Konturen von Glotze niemals festlegen lassen.


Das spontane Motto des zweiten Glotze-Albums könnte ohne weiteres „Konfrontationen“ lauten. Erst wenn man sich auf die Musik ein- und in der Musik fallen lässt, wird man gewahr, dass in dieser geballten Kraft auch eine große, alles überdeckende Ruhe liegt, die sich wie eine ewige, unantastbare Wahrheit über die Umtriebe der augenblicklichen Sinneseindrücke legt. Die Musik, die sich auf diesem Album manifestiert, mag immer abstrakt dagewesen sein, das Bedürfnis, sie zu hören, war vielleicht sogar noch greifbarer, und doch sind Glotze seit Jahrzehnten die Ersten, die sich trauen, sie zu spielen.   


(c) Wolf Kampmann

© — mark weschenfelder